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Herzlich Willkommen im Geschichtsteil!
Hier möchte ich jedem die Gelgenheit geben, sich auch ein genaues Bild über die Entwicklungsgeschichte und der Verkaufszeit (sowie den Änderungen währenddessen) zu machen.

Der Vorgänger: Holder E4Der Vorgänger: Holder E4Etwa gegen 1970 reifte im Hause Holder der Gedanke, ein neues Vielzweck-Motorgerät auf den Markt zu bringen. Hatte man doch bereits 1959 mit der Vielzweckhacke E4 ein ähnliches Konzept eingeführt, war es nun Zeit für eine Neuentwicklung, auch mit einer wesentlich größeren Palette an Anbaugeräten.
Der Grundgedanke war: Ein Motor – Alle Geräte. Nur eben halt einfacher und kompakter, als dieser Grundsatz bei einem Einachser der Fall war. Das Gerät sollte vor allem von Hobby-Gärtnern, Hausmeistern oder Kundschaft gekauft werden, die allerlei Aufgaben im Bereich Landschaftspflege etc. zu erledigen haben. Die verschiedensten Geräte aus den Bereichen Ackerbau, Straßenreinigung, Grünlandpflege, Winterdienst etc. sollten von nur einem Motor angetrieben werden, der mittels Schnellverschluss einfach auf das jeweilige Gerät umgesetzt werden konnte. Auch sollten die einzelnen Geräte durch ein weites Zubehör-Set über ein einfaches Steck-System werkzeuglos ergänzt und angepasst werden.

 

 

Nach knapp zweijähriger Entwicklungszeit war es dann schließlich soweit: 1971 wurde der Holder H4 vorgestellt, zunächst motorisiert mit dem Ilo L99S, der nach dem 2-Takt-Verfahren arbeitete. Schnell zeigten sich jedoch erste Schwächen an diesem Antriebsaggregat, unter anderem kam es beim Arbeitseinsatz häufig zu thermischen Problemen. Als Beispiel berichtete mir ein Holder-Händler davon, dass z.B. nach einer Stunde Mäheinsatz mit dem Balkenmäher bereits eine Abkühlphase von mindestens einer Viertelstunde eingelegt werden musste, bevor mit dem Gerät weitergearbeitet werden konnte. Auch war der Motor sonst nicht gerade überzeugend und es gab noch viele andere Probleme, zum Beispiel macht die Zündung auch gerne mal schlapp.
Von Seitens Holder wurde leider nur mit wenig Nachdruck an der Beseitigung dieser Probleme gearbeitet. Um die unzufriedene Kundschaft bei Laune zu halten, entschlossen sich viele Holder-Vertretungen zu eigenem Handeln. So wurden andere (Schwimmer-) Vergaser verbaut, mit der Bedüsung herumexperimentiert oder Zündkerzen anderen Wärmewertes verbaut. Eine Verbesserung der Luftzufuhr versuchte man unter anderem durch Ausfräsungen an den Holmaufnahmen des Motor-Getriebeblockes oder Beschnitt der Luftleitbleche zu erlangen. Beim originalen Encarwi-Vergaser, einem holländischen Bing-Nachbau war anfangs zum Beispiel auch kein Tupfer vorgesehen. Dies erschwerte das Starten des Geräts vor allem nach längerer Standzeit ebenfalls. Mit der Zeit wurde eine Version mit Tupfer eingeführt. Manche dieser Änderungen wurden später dann in die Serienproduktion übernommen.

 

Der Vergaser-Umbausatz, wie er von Holder angeboten wurde.Der Vergaser-Umbausatz, wie er von Holder angeboten wurde.Erst 1975 kam dann auch von der Firma Holder eine patente Lösung, in dem man kurzerhand einen anderen Motor nahm und ihn für den H4 verwendete. Hierbei handelte es sich um den Fichtel & Sachs Stamo 96L, ebenfalls ein luftgekühlter 1-Zylinder 2-Takter. Auf Wunsch wurden dann verärgerten Kunden auch der Umbau, sprich der komplette Motorenumbau von Ilo auf Sachs angeboten. Der Vergaser blieb allerdings vorerst der Selbe (Encarwi) und auch dies verursachte mitunter einige Probleme. Der Sachs war zwar schon deutlich robuster als der Ilo, jedoch zeigten sich auch hier immer wieder Probleme. Auf Grund der engen Bauart des H4 Antriebsblocks, mangelhafter Wartung, Vergaserproblemen, schlechter Luftzufuhr über das Polrad etc. kam es auch hier öfters mal zur Überhitzung des Motors, jedoch zum Glück nicht in dem Ausmaß wie es vom Ilo bekannt war.

 


Sehr spät, nämlich erst ab ca. 1982 gab es dann einen Vergaser-Umbausatz, der einen neuen Membran-Vergaser von Bing sowie einen Schnorchel-Luftfilter mit austauschbarer Patrone usw. enthielt. Mit ihm war erstmals ein zufriedenstellender Zustand des H4 erreicht, von dem man behaupten kann, dass man wirklich richtig zuverlässig damit arbeiten kann.

 


Interessant ist allerdings auch die Entwicklung der Anbaugeräte im Laufe der Verkaufszeit, Einige sind neu hinzugekommen, Andere verschwunden. Dies ist vermutlich vor allem auf die geringe Nachfrage zurück zu führen, schauen wir uns als Beispiel mal den Spindel-Rasenmäher an. Er wurde nur ganz am Anfang angeboten. An sich eine nette Idee, aber wer schon mal mit einem Spindelmäher gemäht hat, der weiß, dass man dafür niemals einen Motor (nur) zum Schieben braucht. Dazu kommt noch, dass das Fahrgetriebe kein Differential hat und man einen Spindelmäher eher auf Zierrasen einsetzt. Die Bodenzerstörung dürfte hier also auch ein entscheidender Faktor gewesen sein. De facto also keine gute Idee. Ein anderes Beispiel ist die 85cm Fräse, die vermutlich einfach zu groß gewesen sein dürfte. Hier die seltene Ausführung als SchneefräseHier die seltene Ausführung als SchneefräseGeordert wurde sie von Kunden jedenfalls kaum. Bei schwerem Boden hat die 60cm Variante schon ordentlich zu tun, da dürfte der Motor mit 85cm an seine Grenzen gekommen sein, sie war wohl eher was für Oberflächen-Arbeiten... Ein ähnliches Schicksal erlitt wohl auch der Sichelrasenmäher, der sich leider auch keiner großen Beliebtheit erfreute. Neben Verbesserungen gab es auch einen Farbwechsel, war z.B. die Fräse anfangs noch Grün-Weiß lackiert, änderte sich der Farbton bald zum neuen Holderfarbton, dem Kommunal-Orange. Auch bei den Anbaugeräten selbst gab es Wechsel, so wurde die Kehrmaschine im Laufe der Zeit durch eine komplette Neukonstruktion, die bis auf wenige Komponenten baugleich mit der des HM3/5 etc. war, ersetzt.

 

 

Am besten verkaufte sich am Ende aber immernoch die Ausführung als Balkenmäher oder Gartenfräse. Trotz des mit der Zeit immer stolzeren Preises, so kostete allein der Antriebsblock ohne weitere Ausführungen 1987 1509,36DM, eine Steigerung um mehr als 200% im Vergleich zu den 730,38DM bei der Markteinführung.Hier die seltene, 2. Version der WIMA-KehrmaschineHier die seltene, 2. Version der WIMA-Kehrmaschine

Die Produktion wurde bei Holder im Jahre 1985 laut offiziellen Angaben eingestellt, der H4 taucht jedoch immernoch in Prospekten von z.B. 1987 auf. Das lässt darauf schließen, dass man einen großen Bestand im Voraus produziert hat und nun seine Lagerbestände verkaufte.


In der Bilanz wurden ca. 25.000 Einheiten an den Mann gebracht, was eine beachtliche Zahl darstellt. Ein Großteil dieser Geräte ist auch immernoch im Einsatz, als unermüdlicher Helfer rund um Haus, Hof und Garten. Wahrgenommen werden diese Geräte nun mal als Arbeitshelfer, weniger als Oldtimer, obwohl der Titel durchaus gerechtfertigt wäre. Wiederum viele H4 wurden auch einfach in irgendwelchen Gartenschuppen eingemottet und warten einfach nur darauf, wieder entdeckt zu werden!


Bedanken möchte ich mich bei meiner Recherche vor allem bei den Herren Hartmut Frank & Robert Würtele für die Bereitstellung interessanter Informationen